Nicht weit entfernt vom Wiener Musikverein wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Haus für Musikfeste geplant. Dieses sollte mehreren Zwecken dienen und die breite Öffentlichkeit ansprechen. Entstanden ist später das Konzerthaus Wien. Dieses Haus verbindet späten Historismus, Sezessionismus und Jugendstil zu einer architektonischen Rarität.

Plan für ein umfangreiches Areal

Ursprünglich entstand ein Plan für ein Olympion. Der Komplex sollte neben mehreren Konzertsälen einen Eislaufplatz und eine Freiluft-Arena enthalten. Verwirklicht wurde der Eislaufplatz, der heute nach wie vor als Wiener Eislaufverein besteht. Eine Zeit lang stand das Areal dem beliebten Freistilringen Am Heumarkt zur Verfügung.

Der Rest des Planes wurde verworfen. Das Anliegen durch ein mutiges Programmangebot neue Publikumsschichten anzusprechen, sich lebendig mit alten Traditionen auseinanderzusetzen blieb jedoch in den Köpfen enthalten. Ein Konzerthaus sollte entstehen, das als Stätte für die Pflege der Musik verstanden sein sollte. Es sollte ein Haus für die Musik und ein Haus für Wien sein.

Eröffnung mit Neuem und Altem

Am 19. Oktober 1913 wurde genau dieses Haus, das Konzerthaus unter der Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I feierlich eröffnet. Während der Eröffnung wurde je ein Werk von Strauss als zeitgenössische Arbeit und ein Werk von Beethoven als Werk der Vergangenheit vorgetragen. Genau dieses Traditionsbewusstsein in Verbindung mit der Innovation ist bis heute die Grundlage des Konzerthauses.

Die Zwischenkriegszeit mit ihren gesellschaftlichen Umbrüchen und Finanzkrisen prägte das Profil des Konzerthauses nachhaltig. Zu dieser Zeit wurde Wert auf das klassische Repertoire gelegt. Gleichzeitig fanden aber auch Uraufführen, Schlager- und sogar Jazzkonzert statt. Daneben bot das Konzerthaus Platz für Kongresse, Symposien, Lesungen und Boxweltmeisterschaften.

Ein Konzerthaus als Ablenkung vom Kriegsgeschehen

Die Jahre 1938 bis 1945 verwandelten das Konzerthaus in einen Veranstaltungsort für den Nationalsozialismus. Nicht-entartete Kunst stand im Vordergrund. Sie sollte derart unkompliziert sein, dass sie als Belustigung der Bevölkerung während dieser schweren Zeit diente und sie gleichzeitig ablenkte.

Nach dem Krieg strebte das Wiener Konzerthaus jedoch wieder seine alte Richtung an. Es spielte eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der österreichischen Musikszene. Gleichzeitig wurde es Veranstaltungsort für zeitgenössische Musik aus Österreich sowie für internationalen Jazz.

Künstler aus aller Welt lieben das Konzerthaus

Heute zieht das Konzerthaus Wien Künstler des internationalen Musiklebens an. Hier finden gesellschaftliche Ereignisse jeglicher Art statt. In den Jahren 1998 bis 2001 erfolgte eine Generalsanierung des alten Gebäudes, wodurch es für die nächsten Jahrzehnte bestens gerüstet ist.

Das Konzerthaus verfügte bei der Eröffnung über drei Konzertsäle. Der Große Saal mit einer Größe von 750 Quadratmetern, der Mozart-Saal und der Schubert-Saal. Der Berio-Saal entstand erst in den Jahren 1998 bis 2002.

Vier Säle für eine Menge Musik

Konzerte können zeitgleich in allen Sälen stattfinden. Sie beeinflussen sich akustisch absolut nicht. Die Inschrift “Ehrt eure deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister” zieht die Hausfront. Sie stammt aus der Wagner-Oper “Die Meistersinger von Nürnberg”.

Ebenfalls zum Komplex des Konzerthauses gehören auch die Räumlichkeiten der Universität für Musik und darstellende Kunst. Das Akademietheater, das als zweite Bühne des Burgtheaters gilt, steht hier moderner Schauspielkunst zur Verfügung.

Dieses lebendige Haus der Musik in Wien kann im Zuge spezieller Führungen erlebt werden. Die Führungen sind auch für Kinder und in Fremdsprachen möglich.

Lage/Anreise