Wie zwei spitze Nadeln streben die Türme der Wiener Votivkirche in den Himmel. Als einer der bedeutendsten neugotischen Sakralbauten der Welt präsentiert sich das Gotteshaus nahe der Ringstraße als zweithöchste Kirche Wiens. Nicht umsonst wird sie liebevoll “Ringstraßendom” genannt. Ihre Entstehung hatte, wie so vieles in Wien, direkten Zusammenhang mit dem Kaiserhaus Österreichs.

Eine Kirche als dank für ein missglücktes Attentat

Die Votivkirche liegt im Wiener Gemeindebezirk Alsergrund in direkter Nachbarschaft zum bedeutenden Ringstraßenbau der Universität Wien. Ihre Entstehung hat sie dem berühmtesten vereitelten Mordversuch der österreichischen Geschichte zu verdanken.

Im Jahr 1853 versuchte der ungarische Schneidergesell János Libényi, Franz Joseph I mit einem Küchenmesser zu ermorden. Das Attentat konnte verhindert werden und der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand Maximilian, späterer Kaiser von Mexiko, rief zum Dank zu Spenden auf. Diese sollten verwendet werden um ein Dankgeschenk, eine Votivgabe zu errichten.

Dom der Völker

Der neue Dom sollte die Nationen der Donaumonarchie einen und ihnen politische und geistliche Heimat bieten. Der erst 26 Jahre alte Architekt Heinrich von Ferstel gewann den ausgeschriebenen Architektenwettbewerb und begann im Jahr 1856 mit dem Bau. Am Tag der Silberhochzeit des Kaiserpaares, am 24. April 1879 wurde die Kirche nach 23jähriger Bauzeit geweiht.

Der ursprüngliche Plan sah vor, die Votivkirche als Ruhmeshalle für große Österreicher zu nutzen. Es blieb allerdings bei der Vorstellung. Ebenso wurde aus der Votivkirche nie ein “Dom der Völker”. Das, was einst Wunsch war, hat sich heute großteils erfüllt. Die Votivkirche ist eine kosmopolitische Kirche, die die verschiedenen Staaten eines neuen Europas mit Österreich verbindet.

Sowohl die deutschsprachige als auch die englischsprachige Gemeinde nutzen heute die Votivkirche für ihre Zwecke. Einer der Seitenaltare ist der Muttergottes von Guadalupe gewidmet. Diese Besonderheit macht die Votivkirche zu einem wichtigen Treffpunkt für die Lateinamerikaner, die in Wien leben. Enge Beziehungen bestehen darüber hinaus mit dem Afro-Asiatischen Institut. Als Tourismusseelsorger betreut der Pfarrer auch ausländische Besucher.

Aufbau der Kirche

Die dreischiffige Basilika wurde im neugotischen Stil errichtet. Die Hauptfassade wird von den beiden spitzen Türmen bestimmt. Die Höhe von 99 Metern machen die Votivkirche zur zweithöchsten Kirche Wiens. Erbaut wurde die Votivkirche aus hartem Sandstein aus den Steinbrüchen bei Wöllersdorf und Brunn am Steinfeld.

Die markanten Türme verfügen statt eines Daches über ein filigranes durchscheinendes Gerippe in Form einer 8-seitigen Pyramide. Einst existierten 78 bemalte Glasfenster. Viele von ihnen wurden im Laufe der Zeit zerstört. Zu sehen sind heute Glasfenster zum Thema Widerstand und Kriegsdienstverweigerung. Auch eine Szene aus dem Konzentrationslager Mauthausen ist als Motiv verewigt.

Vier Kapellen, die Bischofs-, die Rosenkranz-, die Kreuz- und die Taufkapelle liegen im Kircheninneren. Der Hochaltar vom Bildhauer Joseph Gasser besticht durch eine 1,8 Meter hohe Heilandsfigur. Eingerahmt wird sie von vier kleinen Säulen mit Engelsfiguren. Der Altartisch besteht aus Laaser Marmor und wird von sechs Säulen aus ägyptischem Alabaster gestützt.

Drei Orgeln sind in der Votivkirche zu finden wovon die größte, die Walcker-Orgel über dem Haupttor befindet. Sie wurde von E-F. Walcker aus Ludwigsburg erbaut. Sie ist die einzige dieser Bauweise und dieser Größe, die bis heute im Originalzustand erhalten ist. Damit ist sie eine der bedeutendsten Denkmalorgeln weltweit. Die beiden Chororgeln befinden sich im rechten Seitenschiff und im Kapellenkranz.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag von 9.00 bis 13.00 Uhr

Lage/Anreise