Unweit der Hofburg, direkt an der Ringstraße liegt eine bei uns Wieners sehr beliebte Parkanlage. Wunderschön gestaltet und liebevoll gepflegt ist der Volksgarten ideal für alle, die eine kurze Auszeit jenseits der Großstadthektik suchen. Der zauberhafte Garten ist jedoch auch bei Verliebten äußerst beliebt und auch Hochzeitspärchen mit ihrem Fotografen sind hier nicht selten zu treffen.

Ein öffentlicher Park inmitten der Stadt

Auf dem Areal des heutigen Volksgartens befanden sich einst die Festungsanlagen wie die Burgbastei. Im Zuge der Besetzung Wiens durch Napoleon wurde diese gesprengt. Der Kaiser ließ stattdessen einen Park anlegen, der nur den Erzherzögen vorbehalten sein sollte. Auf Vorschlag der Hofgartenverwaltung wurde er jedoch zum ersten öffentlich zugänglichen Park in Wien.

Er wurde im März 1823 festlich eröffnet. Die Bezeichnung Volksgarten etablierte sich dann einige Jahre später. Das Konzept des Gartens stammt von Ludwig von Remy, die gärtnerische Gestaltung übernahm Hofgärtner Franz Antoine der Ältere. Die spezielle Gartenarchitektur mit geraden Alleen und dem Fehlen von Plätzen sorgten für die Möglichkeit der polizeilichen Überwachung und Kontrollen. Doch die geraden Wege sollten auch das Sehen und Gesehen werden deutlich erleichtern.

Die Bauwerke im Volksgarten

Im Zentrum des Volksgartens befindet sich der Theseustempel, der von Peter von Nobile entworfen wurde. Erbaut wurde der Tempel in den Jahren 1819 bis 1823 in klassizistischem Stil. Der Bau steht auf der einstigen Fläche des Burggrabens. Die Fundamentmauern mussten daher sehr tief gezogen werden. Es entstand ein Raum, der eine Sammlung römischer Denkmäler enthält. Heute ist der Tempel hauptsächlich Kulisse für temporäre Ausstellungen.

Die ursprüngliche “Limonadenhütte” durch die die Wiener im Kreis promenierten, wurde spöttisch Ochsenmühle genannt. Sie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in ein Kaffeehaus umgewandelt, das vom Kaffeesieder Corti ins Leben gerufen wurde. Hier trafen sich nun die Prominenten des Biedermeier zum Plausch.

Veranstaltungslocation mit Geschichte

Konzerte von Strauß zogen ebenso wie im Stadtpark Besucher an. Im Jahr 1998 wurde der Bau erweitert und war später Location für Auftritte von Ella Fitzgerald und Joe Zawinul. Im Frühling 2011 erfolgte ein großer Umbau, der die alte Architektur mit moderner Lichtinstallation und visionären Designelementen verband. Es entstand eine Veranstaltungslocation mit einmaligem Ambiente und einzigartiger Club-Atmosphäre.

1862 wurde der Volksgarten erstmals erweitert. Die gesamte Hofburg und auch der Volksgarten erhielten eine Umzäunung. Der Eingang entstand beim Burgtheater. Im Jahr 1866 erhielt der Garten im Herzen Wiens einen Renaissance-Brunnen - den Volksgartenbrunnen. Er befindet sich im oberen Drittel des Rosariums. 1889 folgte ein Denkmal zu Ehren des Dichters Franz Grillparzer.

Eine weitere Erweiterung im Jahr 1884 brachte ein neues Tor zum Ballhausplatz mit sich. Der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren auch im Volksgarten. Es entstand ein Denkmal für die in und um Wien gefallenen sowjetischen Soldaten. Einige russische Offiziere fanden hier sogar ihre letzte Ruhe, dies jedoch nur vorübergehend.

Wer sitzen wollte, musste zahlen

Bis zum Jahr 1848 war der Volksgarten Treffpunkt für den Wiener Hochadel. Allerdings traf man sich nur in einem ganz speziellen Bereich, der gegen Eintrittsgebühr zugänglich war. Geld- und Geburtsadel waren dabei strikt getrennt. Jene, die von Geburt an privilegierter waren verlagerten ihren Treffpunkt im Zuge der Stadterweiterung immer häufiger in den Prater.

Doch auch das einfache Volk musste im Volksgarten zahlen, und zwar dann, wenn es gemütlich sitzen wollte. Bis in die 1960er existierten die “Sesselfrauen”, die die gemütlichen Stühle im Park vermieteten. Dabei standen sogar zwei extrabreite Stühle für die fülligeren Damen und Herren zur Verfügung.

Heute zeigt sich der Volksgarten auf der Hofburgseite als englischer Park, an der Ringstraße jedoch ein strenger Plangarten in französisch-barockem Stil. Im Zentrum des Gartens befindet sich eine pflanzliche Besonderheit, die Morgenländische Platane. Sie ist ein Naturdenkmal. Besonders sehenswert ist auch der Rosengarten mit mehr als 3000 Rosensträuchern aus mehr als 200 verschiedenen Sorten.

Lage/Anreise