Die Adresse Berggasse 19 im 9. Wiener Gemeindebezirk hat eine ganz besondere Geschichte. Hier wurde der Grundstein für die moderne Psychoanalyse gelegt. Hier lebte Sigmund Freud und von hier veränderte er den Blick auf die menschliche Psyche. Heute ist sein einstiger Wohn- und Arbeitsbereich ein Museum, das das Leben Freuds und die Geschichte der Psychoanalyse zeigt.

Das Leben des Psychoanalytikers

Freud wurde als Sigusmund Schlomo Freud in Freiberg in Mähren, das damals zu Österreich gehörte, geboren. Er war der Sohn jüdischer Eltern, wuchs aber ohne die klassischen religiösen Bräuche auf. 1860 zog die Familie nach Wien, wo Freud das Gymnasium besuchte und später auch studierte.

Ganz besonders fasziniert war er von den Vorlesungen des Psychiaters Theodor Meynert. In seiner Klinik legte Freud nach Beendigung des Studiums den Grundstein für eigene Forschungen. Im September 1885 erhielt er die Zulassung als Privatdozent an der Universität Wien.

Kurz danach reiste er nach Paris zu Jean Martin Charcot. Bei ihm festigte er seine Kenntnisse in der Hypnose als Behandlungsmethode. Im Jahr 1886 heiratete Freud seine Verlobte Martha Bernays. Im Jahr 1891 zog die Familie in die Bergasse 19, wo Freud seine Praxis einrichtete. Hier sollte Freud bis zum Jahr 1938 leben, bevor er vor den Nazis fliehen musste.

Die Praxis in Wien

Der Beginn als Psychotherapeut verlief sehr schleppend. Er hatte vorwiegend weibliche Patientinnen und behandelte sie mit den gängigen Methoden. Mit Beginn der 1890er änderte er jedoch seine Herangehensweise. Er legte seinen Fokus immer stärker auf sexuelle Konflikte in Bezug auf neurotische Erkrankungen.

Die Technik der “freien Assoziation” also unzensiertes Sprechen entstand ebenso etwa um diese Zeit. Erst nach der Jahrhundertwende und seiner Ernennung zum Professor begann die Praxis von Freud, erfolgreich zu laufen. Das therapeutische Gespräch stand bei seinen Behandlungen im Mittelpunkt. Der Patient lag dabei auf einer Couch. Freud saß daneben.

Das Museum

Die berühmte Couch sowie ein Großteil der einstigen Einrichtung befindet sich heute im Freud-Museum in London, wo Freud auch starb. In Wien sind jedoch bis heute Originalstücke aus dem Besitz Freuds zu sehen. Dazu zählen Statuen und antike Kunstwerke. Auch das Wartezimmer existiert in seiner ursprünglichen Form.

Im Jahr 2019 begann eine Umgestaltung des Museums. Diese machte den gesamten ersten Stock des Hauses zugänglich. Daher können Besucher heute alle Räume und damit auch jenen Teil einsehen, der damals der Wohnraum der Freuds war.

Auf 550 Quadratmetern können sich Besucher heute ein Bild vom Leben und Werk Freuds machen. Wechselnde Sonderausstellungen sowie eine komplette Sammlung an moderner Kunst geben einen Überblick, wie sehr die Psychoanalyse Gesellschaft und Kunst verändert hat.

Die angeschlossene Bibliothek verfügt über 40.000 Bände und ist damit die größte Studienbibliothek zum Thema Psychoanalyse. Im Erdgeschoß des Gebäudes befindet sich ein Schauraum mit zeitgenössischer Kunst. Hinter einer verglasten Fensterfront können Besucher Installationen zeitgenössischer Künstler sehen, die ebenso die Themen Freud und die Psychoanalyse betreffen.

Wenn Sie das Sigmund Freud Museum besuchen möchten, sollten Sie unbedingt an einer Führung teilnehmen. Auf diese Art erfahren Sie interessante Hintergrundinformationen zur Arbeit des Psychoanalytikers und seinen Methoden. Die Guides geben dabei auch gerne Antworten auf spezifische Fragen zum Thema.

Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag und Freitag 11.00 - 18.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag 10.00 - 18.00 Uhr

Lage/Anreise