Zwischen Burgring und Museumsplatz thront die mächtige Statue der einstigen Monarchin Maria Theresia. Zu ihrer Linken und Rechten stehen sich zwei mächtige Bauwerke gegenüber. Beinahe wie Zwillinge präsentieren sich das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum Wien.

Ein einziger Unterschied fällt ins Auge. Von einer 65 Meter hohen Kuppel blickt Athene, die Göttin der Kunst vom Kunsthistorischen Museum. Auf dem Naturhistorischen Museum wacht Sonnengott Helios völlig nackt über eines der größten Museen Österreichs.

Der Grundstein für die heutige Sammlung

Die Geschichte des Naturhistorischen Museums nahm ihren Anfang im Jahr 1750. Zu dieser Zeit kaufte der Ehemann von Maria Theresia eine Sammlung an Naturalien. Mit rund 30.000 Muscheln, Edelsteinen, Schnecken und seltenen Mineralien war sie damals die größte ihrer Art. Aufbewahrt wurde sie in den Räumlichkeiten der Hofburg.

Angeblich soll der Kaiser seine Sammlung sehr geliebt haben und nichts war ihm zu teuer um neue Exponate hinzuzufügen. Spezielle Expeditionen in die Karibik, den Urwald Brasiliens oder zum Nordpolar sorgten für eine laufende Vergrößerung der Sammlung.

Schon bald waren die Räumlichkeiten in der Hofburg für die wachsende Sammlung zu klein. Mit dem Ende der Wiener Stadtmauer und der Errichtung der Ringstraße entstanden die heutigen Museumsgebäude. Der Architekt Karl Hasenauer gewann den ausgeschriebenen Wettbewerb und plante gemeinsam mit Gottfried Semper die beiden Museen.

Ein unauffälliges Museum

Der Bau begann im Jahr 1871 und wurde 1889 beendet. Seit dem Jahr 1920 ist das Naturhistorische Museum ein Bundesmuseum, das lange Zeit sehr unauffällig existierte. Das Land hatte nicht die entsprechenden Mittel um spektakuläre Zukäufe zu tätigen oder das Museum zu adaptieren. Heute noch zeigt das Museum in Teilen dieselben Exponate wie zur Eröffnung, was zum Beinamen Museum eines Museums geführt hat.

Mittlerweile ist das Naturhistorische Museum ein Forschungsmuseum. Im Fokus stehen die Aufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen, Präsentieren und Vermitteln. Das Museum sieht sich daher als Begegnungsort, an dem ein Dialog und Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft stattfinden kann.

Die Sammlung

Die wissenschaftliche Sammlung des Museums besteht aus verschiedenen Bereichen:

Anthropologie

In diesem Bereich dreht sich alles um die Entstehung des Menschen mit besonderem Augenmerk auf den aufrechten Gang und die Gehirnevolution.

Botanik

Die Exponate dieser Abteilung stammen aus allen Teilen dieser Erde und bilden damit eine der wichtigsten und bedeutendsten Sammlungen der Welt.

Archiv für Wissenschaftsgeschichte

Das Archiv besteht aus mehr als einer Million Objekten aus unterschiedlichen Bereichen.

Geologie & Paläontologie

Dieser Bereich ist für viele Besucher der spektakulärste Teil des Naturhistorischen Museums und das mit gutem Recht. Hier machen Besucher eine Reise in die Vergangenheit, die im Erdaltertum beginnt. Hier treffen Sie auf Tiermodelle in Originalgröße wie etwa eine Riesenlibelle.

Im Sauriersaal stehen Sie den großen Dinosauriern Allosaurus, Diplodocus und Iguanodon gegenüber. Erleben Sie anhand eines Lebendmodells, Computer- und Videoanimationen die Geschichte der Saurier und ihr umstrittenes Ende, ehe Sie sich in die Erdneuzeit im nächsten Saal begeben.

Mineralogie & Petrografie

Hier treffen Sie auf die weltweit älteste und größte Sammlung an Meteoriten mit über 7000 Stücken. Freunde der Habsburgermonarchie können hier einen einzigartigen Edelsteinstrauß bewundern. Es soll ein Geschenk von Franz Stephan an seine Gattin Maria Theresia gewesen sein.

Prähistorie

In dieser archäologischen Sammlung befindet sich ein Objekt von besonderer Bedeutung. Die Venus von Willendorf ist das bedeutendste Fundstück Österreichs und stammt mit einem Alter von rund 29.500 Jahren aus der Steinzeit.

Zentrale Forschungslaboratorien

Zoologie 1, 2 und 3

Der Bereich Zoologie 1 verfügt über 800.000 Exemplare, die aus Alkoholpräparaten, Skeletten, Gewebe- oder Stopfpräparaten bestehen. Sie kommen aus den Tiergattungen Fisch, Vogel, Säugetier und Lurch- und Kriechtiere.

Zoologie 2

Diese Sammlung beläuft sich auf geschätzte zehn Millionen Stücke aus dem Bereich der Entomologie. Wer Angst vor Insekten hat, der sollte diese Abteilung tunlichst meiden, denn hier tummelt sich von der Wespe über den Tausendfüßer, den Käfer bis zur Ameise und Termite alles was kreucht und fleucht. Allerdings handelt es sich um Präparate und keine lebenden Tiere.

Auch der Bereich Zoologie 3 präsentiert Tiere, die nicht jedermanns Sache sind. Mollusken treffen hier auf Arachnoidea. Daneben zeigen sich die unterschiedlichsten Arten von Würmern und andere wirbellose Tiere. Besonders spektakulär präsentiert sich die Riesen- oder Mördermuschel. Die 3-D-Mikroskopansichten bringen spannende Einblicke.

Eine Führung bringt Hintergrundinformation

Wenn Sie das erste Mal zu Besuch im Naturhistorischen Museum sind, sollten Sie unbedingt an einer Führung teilnehmen. Diese sind auch speziell für Kinder verfügbar. Nachdem es sich um eine reine Sammlung handelt, kann nur ein Mitarbeiter des Museums die interessanten Hintergrundinformationen zu den einzelnen Objekten liefern.

Wer das Naturhistorische Museum besucht, der fühlt sich stellenweise unweigerlich in den Kinofilm “Eine Nacht im Museum” versetzt. Doch was noch deutlich besser ist: Sie können eine Nacht im Museum live erleben. Spezielle Nachtführungen für Erwachsene und Kinder zeigen völlig neue Einblicke in eines der bedeutendsten Museen Österreichs.

Lage/Anreise

Öffnungszeiten

Mittwoch - Montag 9.00 - 18.30 Uhr
An Feiertagen ist auch am Dienstag von 9.00 - 18.30 Uhr geöffnet.