Kaum ein Sakralbau in Österreich ist derart beeindruckend wie die Wiener Karlskirche. Ein Monument, erbaut um zu imponieren. Die Karlskirche liegt an der Südseite des gleichnamigen Platzes und ist das letzte Werk des berühmten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach.

Eine Kirche für den Pestheiligen

Im Jahr 1713 wütete in Wien eine verheerende Krankheit. Die Pest forderte Tausende Todesopfer. Kaiser Karl VI gelobte im Stephansdom, eine Kirche bauen zu lassen, sollte die Seuche ein Ende nehmen. Die Kirche sollte dem Pestheiligen Karl Borromäus geweiht werden.

Im Jahr darauf galt die Pest als besiegt und der Kaiser ließ einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Es war wieder einmal Johann Bernhard Fischer von Erlach, der die Jury überzeugen konnte. Sein Bauwerk sollte optisch der Hagia Sophia ähneln. Zentrales Element sollte eine Nachbildung der Trajansäule werden.

Die Grundsteinlegung

Im Jahr 1715 wurde der Bauplatz fixiert und die ersten Aufträge wurden erteilt. Im darauffolgenden Jahr erfolgte die Grundsteinlegung. Im Jahr 1723 starb Fischer von Erlach und sein Sohn Joseph Emanuel stellte das Werk fertig. Dabei änderte er die Pläne allerdings teilweise ab.

Ihre Entstehungsgeschichte macht die Karlskirche zu einer Votivkirche. Davon zeugt auch die goldene Inschrift unter dem frontseitigen Dreiecksgiebel. Eine Dankesinschrift von Kaiser Karl VI befindet sich über dem Portal. Bis zum Jahr 1918 war die Karlskirche Patronatspfarrkirche des Kaisers.

Die Verbindung zwischen Italien, Österreich und Osmanischem Reich

Optisch stellt die Karlskirche eine Verbindung zwischen Rom, Byzanz und Wien dar, geprägt von Imperialismus. Die mittlere Fassade, die zur Vorhalle führt, gleicht einem römischen Säulengang. Die beiden Säulen zur Rechten und Linken erinnern an die Trajanssäule in Rom. Sie zeigen anhand von Reliefs das Leben von Karl Borromäus.

Die Säulen haben aber auch Bezug zum Salomonischen Tempel Jachin und Boas und die Säulen des Herkules. Damit deuten sie auf Spanien hin. Die Turmpavillons dagegen sehen sich von römischem Barock beeinflusst. Eine Kuppel mit einem Durchmesser von 25 Metern erhebt sich direkt über dem Kirchensaal. Die elliptische Form der Kuppel stellt wiederum eine Verbindung zur Hagia Sophia dar.

Sehr großzügig gestaltete Wendeltreppen bilden die Aufgänge zu den Oratorien und zu beiden Seiten des Chores. Diese Art der Treppengestaltung hat ihren Ursprung in Rom. Die ersten ihrer Art entstanden im 16. Jahrhundert für das Belvedere des Vatikans.

Kaiserstein als Baustoff

Das Hauptportal, sämtliche Stiegen, Sockelplatten, die monumentalen Postamente der Säulen, sowie die Gesimse bestehen aus Kaiserstein. Dabei handelt es sich um besonders widerstandsfähigen und harten Leithakalk aus den Kaisersteinbrüchen. Diese lagen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Ungarn. Daher wird auch gerne vom “harten ungarischen Stein” gesprochen.

Das Tabernakel dagegen ist aus Laaser Marmor gefertigt, die Altarstufen aus schwarzem Nassauer Marmor. Die hohen Säulen im Innenraum bestehe aus Zogelsdorfer Stein. Für all diese einzelnen Kunstwerke zeichnen sich unterschiedliche Baumeister verantwortlich.

Kunstvoller Innenraum

Auch der Innenraum der Karlskirche ist ein einziges Kunstwerk. Eine barocke Orgel von einem unbekannten Erbauer besticht neben den zahlreichen Fresken, die die Geschichte von Borromäus und der Pest erzählen.

Die Fresken in der Kuppel können heute mittels eines Panoramaaufzuges besichtigt werden. Er bringt Besucher direkt unter die Kuppel in eine Höhe von 32 Metern. Ebenso sehenswert sind die Altarbilder. Interessant an der Karlskirche ist jedoch nicht nur ihr Erscheinungsbild.

Abends verwandelt sich die Karlskirche in einen der schönsten Konzertorte Österreichs. Erleben Sie hier authentische und lebhafte Konzerte des Orchester 1756 und seinen Solisten. Auf dem Programm stehen das Requiem von Mozart und die 4 Jahreszeiten von Vivaldi.

Gespielt wird auf den Originalinstrumenten. Genießen Sie einen Abend in der Karlskirche und werden Sie Zeuge höchster künstlerischer Kompetenz und stimmungsvoller Darstellung.

Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag: 9.00 - 18.00 Uhr
Sonn- und Feiertag: 12.00 - 19.00 Uhr

Lage/Anreise