Westlich der Kärntnerstraße liegt einer der ältesten Plätze unserer Stadt. Dominiert wird der Neue Markt vom Donnerbrunnen, der sich in dessen Zentrum befindet. Eingerahmt wird der rechteckige Platz von Gebäuden, die optisch an repräsentative Bürgerhäuser erinnern.

Inmitten dieser Bauwerke steht ein schlichtes und unscheinbares Kloster - das Kapuzinerkloster. Auf den ersten Blick würde kaum jemand vermuten, dass sich unter diesem Kloster jene Gruft befindet, in der die wichtigsten Persönlichkeiten der österreichischen Monarchie ruhen.

Der Beginn der Kaisergruft

Im Jahr 1617 stiftete Kaiserin Anna testamentarisch das Kapuzinerkloster. Gleichzeitig entschied sie, eine Gruft errichten zu lassen. Im Jahr 1622 wurde mit dem Bau begonnen. Zu diesem Zeitpunkt lebten die Kaiserin und ihr Gatte Kaiser Matthias nicht mehr. Ihre Särge wurden nach der Fertigstellung der Begräbnisstätte 1633 in die neue Gruft überführt.

Über vier Jahrhunderte erfolgten zahlreiche Erweiterungen und Umbauten der Kapuzinergruft. Heute ruhen hier die sterblichen Überreste von 12 Kaisern und 19 Kaiserinnen und Königinnen aus dem Hause Habsburg sowie ihre Familienmitglieder unter der Obhut des Kapuzinerordens. Sogar einige Nicht-Habsburger fanden in der Kaisergruft ihre letzte Ruhe.

Der Besuch in der Gruft

Zehn Räume umfasst die Kaisergruft heute. In ihnen befinden sich die Sarkophage, Urnen und Grabmonumente von 150 Persönlichkeiten. Der Besuch der Kaisergruft entführt in längst vergangene Zeiten, als die österreichische Monarchie eine bedeutende Machtstellung in Europa innehatte. Sie erzählt die Geschichte der einst so schillernden Herrscher und Herrscherinnen, die dieses Reich regierten.

Bis heute befinden sich in der ursprünglichen Gruft, der Gründer- oder Engelsgruft die beiden schlichten Sarkophage der Stifter Kaiserin Anna und Kaiser Matthias. Diesen Teil der Gruft dürfen Besucher nicht betreten. Ein Blick ist durch ein prachtvolles frühbarockes Gitter von der Leopoldsgruft aus gestattet. Sowohl die Leopoldsgruft als auch die folgende Karlsgruft bestechen durch ihr spätbarockes Design. Hier befinden sich einige der schönsten Arbeiten der Kaisergruft.

Glanz für eine besondere Herrscherin

Besonders glanzvoll präsentiert sich die Maria-Theresien-Gruft. Das Mausoleum ist im Stil des Rokoko entstanden. Die bedeutende Herrscherin und ihr Gatte liegen in einem prunkvollen Doppelsarkophag, kreiert von Balthazar Ferdinand Moll. Auf diesem befinden sich die Skulpturen des Kaiserpaares, die sich einander zuwenden.

Die Franzensgruft entstand nach dem Wiener Kongress ab dem Jahr 1824. Sie ist baulich im rechten Winkel an die Maria-Theresien-Gruft angeschlossen. Die achteckige Gruft entstand im Biedermeierstil. Etwa zeitgleich wurde die Toskanagruft gestaltet. Diese lang gestreckte Gruft enthielt ursprünglich 50 Särge. Nach Umbettungen in die Ferdinandsgruft stehen mittlerweile hier nur noch 14 Sarkophage.

Die Ferdinandsgruft ist eine sehr kühl und schlicht wirkende unterirdische Räumlichkeit. Die Prunksarkophage sind die letzte Ruhestätte von Kaiser Ferdinand I und seiner Gemahlin Maria Anna. In den 1960ern entstand im typischen Stil der damaligen Zeit die Neue Gruft. Ihre rohen Betonwände beherbergen 26 Sarkophage aus drei Jahrhunderten.

Die letzte Ruhestätte von Kaiserin Sisi

Die Franz-Josephs-Gruft ist wohl den beliebtesten Mitgliedern der Habsburger vorbehalten. Hier sind Kaiser Franz Joseph I, seine Gattin Elisabeth und der Thronfolger Kronprinz Rudolph zur letzten Ruhe gebettet. Anschließend an dieses Mausoleum befindet sich die Gruftkapelle im sezessionistischen Stil.

Bis heute werden die Nachfahren der Habsburger in der Kaisergruft beigesetzt. Im Jahr 1989 fand hier die letzte österreichische Kaiserin Zita ihre letzte Ruhe. Im Jahr 2011 folgte ihr ältester Sohn, einstiger Kronprinz und Europapolitiker Otto Habsburg.

Auf Anfrage werden gerne Führungen durch die Kaisergruft angeboten. Familien mit Kindern zwischen 7 und 13 Jahren können sich gemeinsam mit Hofdame Eva oder Gräfin Rosa auf die faszinierende Reise durch die Geschichte machen. Dabei erfahren nicht nur die Kinder Spannendes aus dem Leben der Verstorbenen. Spezialführungen wie Nachtführungen bringen Einblicke, die anderen Besuchern verborgen bleiben.

Lage/Anreise

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 10.30 bis 17 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 10.00 bis 18.00 Uhr
Für Allerheiligen und die Weihnachtsfeiertage gelten spezielle Öffnungszeiten.